Die Geschichte der Malediven
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Bereits im 5. vorchristlichen Jahrhundert sollen die Malediven von Indern, Tamilen und Singhalesen besiedelt
worden sein. Ausgrabungen fanden buddhistische Ruinen als Zeichen eines frühen Einflusses Buddha`s Lehre. Die
offiziellen Geschichtsschreibungen der Inselwelt beginnt im Jahre 1153 mit dem Übergang zum Islam. Arabische
Seefahrer passierten die nördlichen Inseln bei ihren Fahrten nach Osten und nutzten sie als Zwischenstopp,
um auf günstige Monsunwinde zu warten. Dabei kamen sie auch wegen der begehrten Kauri-Muscheln, die in der
arabischen Welt als wertvolles Zahlungsmittel galten.
Die regelmäßigen Kontakte mit den Einheimischen und
auch mit den herrschenden Königen brachten wohl die Abkehr vom Buddhismus und die folgende Islamisierung. Es
heißt, der Seefahrer Abdul Barakaath Al Barberie habe das Land von bösen Dämonen befreit, was den herrschenden
König veranlasste, ein Versprechen zur Konvertierung einzulösen.
In den folgenden Jahrhunderten nahmen die
Handelskontakte mit den arabischen Staaten noch zu, und auch der Handel mit Indien und Sri Lanka intensivierte
sich. Dabei beschränkte sich dieser jedoch zumeist auf Kokospalmprodukte, Kauri-Muscheln und Fisch. Die Einwohnerzahl
der Malediven war klein, und das Land hatte ansonsten wenig zu bieten.
Erst mit der Ankunft der Europäer sollte sich dies ändern, und die Inseln bekamen als Durchgangsgebiet nach
Osten strategische Bedeutung. 1503 landeten die Portugiesen auf den Inseln und vernichteten einige Fischerboote.
In der Folge gründeten sie 1517 gegen den Willen der Malediver eine Handelsniederlassung in Malé, die wenig
später von Piraten niedergebrannt wurde. Das rief ein portugiesisches Spezialkommando auf den Plan, das ganz
Malé brutal eroberte und ein befestigtes Fort errichtete. Jedoch fühlten sich nicht nur die Malediver von den
Portugiesen unterdrückt und gestört, sondern auch die vielköpfigen Piraten dieser Meere rund um die Atollinseln.
Zusammen besiegten sie die Portugiesen und töteten alle Besatzer.
Wie sooft waren es innere Unruhen, die
den Kolonialmächten zuspielten. 1550 floh der regierende Sultan vor den eigenen Leuten nach Südindien und suchte
hilflos Unterstützung bei den Portugiesen. Er konvertierte sogar zum Christentum und wurde danach als Don Manuel
zum ersten katholischen Regenten der Malediven. Mit einer portugiesischen Streitmacht eroberte er Malé zurück.
Als Verwalter wurde der Portugiese Andiri Andirin eingesetzt, der in den folgenden 15 Jahren mit grausamer Hand
waltete, sich selbst zum Sultan ernannte und ein Blutbad hinterlies, das viele Malediver noch heute erschaudern
läßt. 1573 wurde er von aufständischen Einheimischen und Piraten ermordet und die Portugiesen wurden endgültig
von den Inseln vertrieben. Die Malediven waren frei und sind nie wieder fremdbestimmt worden. In den nächsten
Jahrhunderten herrschte Ruhe und Frieden, und die kommenden Herrscher beschäftigten sich neben Seehandel auch
mit der Einrichtung eines Schulsystems und der Einführung von Geldmünzen.
Mitte des 17. Jahrhunderts landeten
die Holländer auf der Suche nach den Gewürzen Südostasiens auf den Malediven. Anders als die Portugiesen hatten
sie jedoch kein Interesse an einer Eroberung der Atolle. Sie ließen die Inseln in Ruhe, versorgten sie mit
Waffen und Munition und erhielten dafür freiwillige Tributzahlungen.
1792 kolonialisierten die Briten Sri Lanka, das frühere Ceylon, und übernahmen alle Rechte und Vereinbarungen mit den Maledivern. Sie beließen den florierenden Seehandel zwischen Indien, Ceylon und Malé, von dem sie über Tributzahlungen profitierten. Als es 1887 zum maledivischen Aufstand gegen indische Handelsunternehmen kam, die die Kontrolle über den Seehandel übernommen hatten, wurden die Malediven zum britischen Protektorat ernannt, das notfalls auch militärisch verteidigt werden sollte. Der positive Ausfluß dieser Maßnahme bestand darin, dass das gesamte See- und Inselgebiet unter Robert Moresby´s Leitung erstmals exakt kartographiert wurde, um die Zahl der Schiffsunglücke in den Atollen zu reduzieren und die Piraterie besser bekämpfen zu können.